Highlights der Hannover Messe: Kollaborative Roboter und Boom der Automation

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Ein Highlight im Rahmen des Kernthemas Industrie 4.0 waren auf der Hannover Messe die kollaborativen Roboter, wie die neuen Helfer in der Branchensprache genannt werden. Diese waren nicht nur ein Schwerpunkt, sondern auch ein Hingucker. Während konventionelle Roboter bislang aus Sicherheitsgründen durch Schutzzäune von den menschlichen Arbeitsabläufen getrennt sind, sollen kollaborative Roboter unmittelbar mit Menschen zusammenarbeiten und so Arbeiter bei ihrer Tätigkeit unterstützen.

Menschliche Fähigkeiten

Die neue Generation der kollaborativen Roboter steht dem Menschen kaum noch in etwas nach. Sie  besitzen erstaunliche Fähigkeiten, werden auch immer „feinfühliger“ und ermöglichen so eine immer bessere direkte Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine. So stellte Bosch beispielsweise den APAS assistant vor, einen Roboterarm, der durch die eingebauten Sensoren Bewegungen der Menschen in seiner unmittelbaren Umgebung erfasst und seine Bewegungen abstoppt, bevor es zu einem direkten Kontakt kommt. Und nicht erst, wie die meisten Modelle, wenn ein Widerstand wahrgenommen wird. 

Dass Roboter haptische Fähigkeiten haben und auf Gesten reagieren können, hat Kuka bereits 2014 in einem Werbevideo eindrucksvoll demonstriert. Dieses zeigt ein spannendes Tischtennis-Duell von Mensch gegen Maschine. Möglich machten das nicht nur die verbesserten Antriebe und Gelenke, sondern eben auch die integrierten Sensoren und Kamerasysteme, mit denen Roboter fühlen und sehen können.

Auf der diesjährigen Messe wurden so viele Assistenzsysteme vorgestellt, die den Menschen bei der Arbeit unterstützen, wie noch nie zuvor. Der von FESTO präsentierte Bionic Cobot kann nicht nur nach Belieben in jede gewünschte Position verbogen werden, sondern zeichnet sich darüber hinaus durch einen pneumatischen Antrieb aus. Er ist also nicht auf den Einsatz eines Elektromotors angewiesen und somit hervorragend für explosionsgefährdete Umgebungen geeignet. Mit Hilfe der Pneumatik lassen sich die Gelenke des Roboterarms bewegen, der Greifer kann ausgelöst werden und über Saugnäpfe ist er in der Lage, Werkstücke aufzunehmen, mit dem neu entwickelten Oktopus-Gripper sogar problemlos zylindrische Gegenstände.

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Automations-Model am RINGFEDER POWER TRANSMISSION Messestand

Steigende Nachfrage in der industriellen Automation

Industrieroboter in Produktionsabläufe zu integrieren bedeutet nicht länger nur für die „Großen“ der  Branche einen wesentlichen Vorteil, sondern auch zunehmend für die kleineren und mittleren Unternehmen weltweit. Die automatisierten Helfer werden zu erschwinglichen Preisen angeboten. So beispielsweise auch der Leichtbau-Cobot von Franka Emika. Das Startup-Unternehmen aus München hat diesen beweglichen und sensiblen Roboterarm entwickelt und wirbt damit, dass dieser sich selbst aufbaut –  als erster Roboter überhaupt und zu einem akzeptablen Preis von 10.000 Euro.

Es können darüber hinaus spezifische Anforderungen erfüllt werden, wie die Bearbeitung neuer oder sehr empfindlicher Materialien, hohe Energieeffizienz und die Roboter ermöglichen durch eigens entwickelte Automationskonzepte eine Verknüpfung der realen Fabrikwelt und der virtuellen Welt im Sinne von Industrie 4.0. Weiterhin stark wird der Einsatz bei der der Automobilproduktion und der Metallbearbeitung sein, aber auch der Luftfahrtsektor und die Logistikbrache setzen zunehmend Industrieroboter ein.

Das führt zu einem sprunghaften Zuwachs der Nachfrage in der ohnehin rapide wachsenden Branche der Roboter-Hersteller. Der Boom der Automationsbranche, der nach der Weltwirtschaftskrise 2009 eingetreten ist, setzt sich hier fort. Nach Einschätzung des IFR (Weltbranchenverband International Federation of Robotics) werden bis zum Jahr 2019 mehr als eine Million neuer Industrie-Roboter zum Einsatz kommen. Dabei gehen die Experten davon aus, dass weltweit pro Jahr rund 13 Prozent mehr Einheiten eingesetzt werden.

Die produzierenden Industrien der Europäischen Union sowie in Asien werden hier weiterhin eine führende Rolle einnehmen. Südkorea, Singapur, Japan und Deutschland sind Vorreiter. In Deutschland kamen 2016 beispielsweise auf 10.000 Arbeitsplätze in der Industrie 301 Roboter, im Vergleich dazu lag China mit 49 Einheiten weit zurück. Das soll aber nicht so bleiben: Fachleute gehen davon aus, dass China bereits in zwei Jahren rund 40 Prozent der weltweit produzierten Industrieroboter abnehmen wird.

Roboter als Helfer

Kollaborative Roboter sollen Menschen aber nicht überflüssig machen, sondern sie unterstützen. Dr. Jochen Köckler, Mitglied des Vorstand der Deutsche Messe AG in Hannover, bringt es auf den Punkt: „Der Roboter lernt vom Roboter; aber es ist der Mensch, der ihm sagt, welche Aufgaben zu erledigen sind."

Ein gutes Beispiel hierfür ist auch der Mars Rover „Curiosity“. Dieser ist mit Sensoren ausgestattet, um die Oberfläche des roten Planeten zu erforschen. Allerdings wird er von der Erde aus per Funk gesteuert und auch die Analyse der dort gewonnenen Informationen erfolgt von dem „Team Mensch“ hier auf der Erde. Wir blicken also optimistisch in die Zukunft und sind gespannt, in welchen Bereichen uns die automatisierten Kollegen zukünftig noch unterstützen werden.

 

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