Was Ingenieure mit Weihnachtsschokolade zu tun haben
In der Weihnachtszeit wird's schokoladig. Kakaogenuss gehört einfach dazu – ganz gleich, ob als Weihnachtsmann, Praline oder im Adventskalender, der jeden Tag für gute Laune sorgt. Aber was haben eigentlich Ingenieure mit Schokolade zu tun? Mehr als Sie denken!
Die Schokoladengeschichte reicht über 2.000 Jahre zurück: Schon das mittelamerikanische Volk der Maya wusste um den Wert der Kakaobohne. Als sie im 16. Jahrhundert – nicht nur für Weihnachten – durch spanische Eroberer nach Europa gelangte, waren bereits Ingenieure beteiligt: Wer sonst hätte die Schiffe für die Überfahrt konstruieren sollen?
Wer hat's mit Milch erfunden? Zwei Schweizer!
Zwei Schweizer Produktentwickler erfanden die erfolgreichste Schokoladensorte der Welt: 1867 entwickelte Henri Nestlé ein Verfahren, um Milchpulver herzustellen. Drei Jahre später kreierte der Schweizer Schokoladenfabrikant Daniel Peter damit eine neue Sorte: die Milchschokolade war geboren!
Und die wird heute in Massen produziert: Allein im Chocoladen-Werk von Nestlé in Hamburg Wandsbek sind es mehr als 50.000 Tonnen jährlich. Um die immensen Kapazitäten zu bewältigen, sind hochmoderne Maschinen im Einsatz: Energieeffizient, hygienisch und vor allem lebensmittelecht müssen sie sein. Bei der Entwicklung achten Ingenieure penibel darauf, dass die zum Einsatz kommenden Materialien weder chemisch mit der Schokolade reagieren noch andere Auswirkungen auf das Endprodukt haben. Alle verwendeten Komponenten müssen rostfrei sein, damit sie hygienische Ansprüche und die erforderliche Beständigkeit gegen Reinigungsmedien erfüllen.
Präzision – auch im Schokoprozess
Weihnachtsmänner bringen Geschenke, sind in Form von Schokolade aber im Schleuderverfahren hergestellte Hohlfiguren: Damit sich die vorher temperierte, flüssige Masse gleichmäßig in der verwendeten Form verteilt, wird sie für mehrere Minuten in alle Richtungen gedreht und gewendet. Für Entwicklungsingenieure eine knifflige Aufgabe: Die Formen müssen möglichst genau und glatt sein, damit sich keine Bakterien in Kanten oder Ritzen bilden können und damit der Weihnachtsmann seinen Schleudersitz mit heiler Haut wieder verlassen kann.
Aber welche Prozesse finden vorher statt? Ganz einfach: Es beginnt bei der aus verschiedenen Zutaten gemischten Kakaomasse. Elektronisch gesteuerte Dosiereinrichtungen sorgen dafür, dass sie immer gleich ist. Und damit sie richtig fein wird, verarbeitet sie eine Raffineur-Maschine mit speziellen Walzwerken zu einer hauchdünnen Schicht. Das ist wichtig, denn die Grenze, bei der die menschliche Zunge einzelne Körner noch wahrnehmen kann, liegt bei etwa 30 tausendstel Millimetern. Wir haben es also auch Ingenieuren zu verdanken, wenn Schokolade so richtig auf der Zunge zergeht.
Conchieren für technische Geschmacksvollendung
Mit der Conchiermaschine (vom spanischen Concha für Muschel) wird die Schokoladenmasse dann einer Kombination aus mechanischer Bearbeitung und Wärmebehandlung unterzogen. Erfunden hat sie der Schweizer Rodolphe Lindt und damit eine entscheidende Verbesserung bewirkt: Mit der Conche waren die damals noch brüchige Konsistenz wie auch der bittere Geschmack Schnee von gestern.
Beim stundenlangen Rühren und Erwärmen auf bis zu 90 Grad löst sich das Fett, um sich anschließend wieder gleichmäßig um die einzelnen Teilchen zu legen. Mit der gleichzeitigen Entfeuchtung auf bis zu 1 Prozent verflüchtigen sich unerwünschte Aromastoffe. Je nach geforderter Schokoladenart und Qualität kann die Conchierzeit 16, 24, 48 oder sogar bis zu 72 Stunden betragen. Vielleicht erfindet ein Ingenieur ja mal eine schnellere Methode?
Frohes Fest! Und danach?
Nach der Auslieferung ist für den Endverbraucher Genuss vor dem Fest. Und falls Sie noch glauben, dass übriggebliebene oder verschmähte Weihnachtsmänner eingeschmolzen und zu Osterhasen verarbeitet werden, ist das schlichtweg falsch: Produktionsingenieure von Milka und Lindt haben ausgerechnet, dass Aufwand und Kosten für das Auspacken, Einschmelzen und wieder Einpacken viel zu hoch wären. Stattdessen bekommen meist gemeinnützige Organisationen die Überbleibsel geschenkt. In diesem Sinne: Wir wünschen Ihnen ein frohes und genüssliches Fest!
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